Bei der Entwicklung dieser Arbeiten hält sich Grüniger nicht an programmatische Vorgaben, sondern setzt vielmehr auf seine durch jahrzehntelange Erfahrung gewachsene Intuition. Nach einer ersten gedanklichen Skizzierung erfolgt die Form-/Farbfindung über den experimentellen Entwurf oder auch aus dem Zufallsprozess. Die Auseinandersetzung mit einem Thema wird so lange aufrechterhalten, bis es für Grüniger keine weiterführenden Variationsmöglichkeiten mehr in sich birgt; ist ein Werkkomplex abgeschlossen, greift er nicht mehr darauf zurück. Ein einzelner Zyklus löst jedoch nicht selten, sei es direkt oder über Umwege, die Idee für eine neue Werkfolge aus. Dabei kommt es sowohl zu engen Verknüpfungen mit dem Vorherigen wie auch zu diametralen Richtungswechseln; so kann sich die Auseinandersetzung mit einem Themenschwerpunkt ebenso auf eine Nachfolgeserie auswirken als auch eine gegensätzliche Entwicklung einleiten. Durch diese Verlagerung des Gesichtspunkts wird sowohl in der Gestaltung der Plastiken wie der Wandarbeiten eine Vielzahl von Variationen ausgelöst. So unterschiedlich sie teilweise in der Form sein mögen, haben sie als gemeinsamen Nenner die Farbe. Seit 1998, durch das Zeichnen ausgelöst, ist die Farbe als nicht wegzudenkender Faktor in die Auseinandersetzung mit dem Raum eingegangen. Sie war für Grüniger der Anlass, sich neu zu orientieren und hat bis heute somit eine übergreifende Funktion, indem sie, gleichsam als Klammer, die Varietät des plastischen Werks im Gleichgewicht hält.
Mit der Neuausrichtung hat Grüniger die Erdenschwere hinter sich gelassen. Die Entmaterialisierung, zuvor nur an den Rändern gestreift, hat sich durch das zeichnerische Zwischenspiel in die Mitte verschoben. Hat sich das Werk zuvor durch die Hervorhebung der Materialität und die Thematisierung der Gravitationskräfte ausgezeichnet, beruht die spezifische Qualität der aktuellen Arbeiten auf der Umkreisung gleichsam des Gegenpols. Durch das Entschweren der Form und die Farbanreicherung leitete der Künstler zu einer spielerischen Leichtigkeit über, die sich wie ein roter Faden durch die Werkentwicklung zieht.
Biografie
1947 | Geboren in Kriens LU |
Matur, Studien in Medizin und Molekularbiologie an der Universität Zürich | |
Autodidaktische Ausbildung als Bildhauer in Zürich und Querceta/Carrara (I) | |
Lebt und arbeitet in Zürich |
ausstellungen
2015 | Galerie Werner Bommer, Zürich, CH |
2013 | KUKU, Rothrist, CH |
Carrespace, Vallorbe, CH | |
2012 | ‹James and Friends›, Galerie Weiertal, Winterthur, CH |
2010 | AZB for ever, Helmhaus Zürich, CH |
2009 | 4. Triennale der Skulptur, Bad Ragaz, CH |
2006 | 3. Triennale der Skulptur, Bad Ragaz, CH |
Hangart, Turbine Giswil, CH | |
2005 | Die Halle, Langnau Zürich, CH |
2002 | Kunst Zürich, Galerie Vayhinger (Radolfzell-Möggingen D), CH |
2000 | Red Line – Red Field, Stadthauswiese Uster, CH |
1999 | Science in the Arts – Art in Sciences, Hungarian Academy of Fine Arts, Barcsay Hall, Budapest, HU |
PUBLIKATIONEN
2015 | Monografie (Edition Howeg), John Grüniger – Plastische Arbeiten, Second Half |
2011 | Das Atelier als Manifest, Kunstforum International. Bd. 208 |
2009 | Skulpturschweiz (Verlag Bucher), Werkausstellung Ennetbürgen |
1999 | Katalog. Science reflected in the arts, art in sciences. Budapest |
1997 | Monografie (Edition Howeg), John Grüniger – Plastische Arbeiten |
1992 | Dokumentation, John Grüniger. Haus für konstruktive und konkrete Kunst, Zürich |
1991 | Kataloge, Kunst, Europa – Schweiz, Kunstverein Ahlen (D) |
Hangart, Turbine Giswil, CH |
STIPENDIEN, PREISE, AUSZEICHNUNGEN
1990 | Werkbeitrag der Eidgenossenschaft |
1980 | Kunststipendium des Kantons Zürich |
Kunststipendium der Stadt Zürich | |
1979 | Kunststipendium des Kantons Zürich |
1978 | Swiss Art Award |
Kunststipendium der Stadt Zürich | |
1977 | Swiss Art Award |
Kunststipendium der Stadt Zürich | |
1975 | Kunststipendium des Kantons Zürich |